Seniorenzentrum im Schlossgarten Köngen, Fotos:4plus5

Neuorientierung bei Demenz

Ausgezeichnet: Platz 1 der Gradmann-Stiftung

„Vergissmeinnicht“ – Ein Herzensprojekt

Wie möchte ich persönlich in gleicher Situation leben? Meine Aufgabe, als Innenarchitektin dieses Projektes ist es, mich voller Empathie in die Bedürfnisse der Bewohner hinzuversetzen, um für Menschen mit Demenz einen Ort zu schaffen, der nicht nur funktional, sondern vor allem verständnis- und liebevoll ist. Dafür beginne ich das Projekt mit einer intensiven Recherche über die Wahrnehmung von Farbe-Licht-Raumwirkung von älteren Menschen und übersetze die gewonnenen Erkenntnisse aus neuen Forschungsergebnissen in die Innenarchitektur der Station „Vergissmeinnicht“ für demenzerkrankte Bewohner.

Insbesondere der neue Grundriss ermöglicht den Bewohnern eine intuitive Orientierung, durch die leicht ausgestellten und farblich getrennten Zimmereingänge. Nur ein Aspekt der Rücksichtnahme gegenüber den Menschen, denn neben der Innenarchitektur hat das Pflegeheim sein Pflegekonzept vollständig verändert: Die Bewohner sollen so gut wie möglich an einem normalen Alltag teilnehmen können – zum Beispiel beim gemeinsamen Kochen. Hand in Hand mit der Heimleitung, der Pflegeleitung und vielen örtlichen Handwerkern entsteht die Umsetzung der neuen Innenarchitektur – ein Leuchtturmprojekt für den Respekt gegenüber einem gelebten Leben, das es verdient würdig zu Ende gelebt zu werden.

Innenarchitektur mit Achtung und Respekt

Empathie, Wertschätzung und Mut zu neuen Lösungen

So wie dieses neue Pflegekonzept zum Leben erweckt wird, so erfüllt es uns auch mit Dankbarkeit: die Freude in den Augen der Bewohner, ihre spürbare Erleichterung im Alltag und schließlich die Würdigung durch die Gradmann-Stiftung. Ein unvergessliches Erlebnis. Gemeinsam mit der Heimleitung und Pflegeleitung nehmen wir den 1. Preis voller Stolz entgegen – ein Beweis dafür, dass ein menschenzentriertes Pflegekonzept seine ganze Kraft entfaltet. Diese Auszeichnung ist mehr als Lob: Sie ist Ansporn, mit Empathie und Offenheit weiterhin Räume zu schaffen, in denen Menschen sich geborgen fühlen.

Neues Kochen, neues Selbstverständnis

Wir rücken das gemeinsame Kochen der Bewohner mit Demenz in ein neues Licht. Indem sie selbst beim Zubereiten ihres Essens mitwirken, erleben sie ein Gefühl von Nützlichkeit und Würde, das der Pflegealltag sonst kaum bietet. Für das Pflegepersonal entsteht gleichzeitig eine erfüllendere Aufgabe, denn statt Verwaltungsarbeit steht die unterstützende Begleitung im Vordergrund. 

Diese Herangehensweise gründet auf derselben Frage, die unser gesamtes Projekt für jeden Raum in jeder Handlung leitet: „Wie möchte ich persönlich später in dieser Situation leben?“ Wir legen großen Wert darauf, dass Lebensqualität weit über reine Funktionalität hinausgeht und jeder Raum einladend wirkt, um allen Beteiligten ein echtes Zuhause zu schaffen.

Nur ein Beispiel für mehr Autonomie: Das Kochen.

Wertschätzung als Leitmotiv

Bei 4plus5 folgen wir dem Prinzip der HEALING ARCHITECTURE, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Eine wertschätzende Haltung gegenüber jedem Bewohner prägt unsere Grundrissplanung: Jeder Raum erhält genug Freiraum, um individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen, und zugleich wird ein vertrautes Miteinander gefördert. So entsteht ein Umfeld, in dem sich Empathie und Funktionalität verbinden, um Heilung und Wohlbefinden zu unterstützen. Mit dieser klaren Struktur schaffen wir ein Fundament, das Vertrauen und Lebensfreude fördert – die Basis für ein würdevolles Miteinander im Alltag.

Raum für neue Pflegekonzepte

Wir bei 4plus5 stimmen unsere Architektur- und Projektentwicklungsplanung von Anfang an eng aufeinander ab. Durch das neue Pflegekonzept entstehen neue Bedürfnisse für die Umstrukturierung, da sowohl die räumliche Gestaltung als auch die Abläufe an die veränderten Anforderungen angepasst werden müssen. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Bauherrschaft, Behörden und unserem Team ermöglicht es, selbst ungewöhnliche Ideen reibungslos in die Tat umzusetzen. Dieser gemeinsame Einsatz schafft Raum für kreative Lösungen und sorgt dafür, dass wir auch bei komplexen Bestandssituationen ein effizientes Ergebnis erzielen.

Neue Wege Pflege zu gestalten

Eine Umgebung zu gestalten, die Funktionalität und Lebensqualität harmonisch vereint, ist das gemeinsame Ziel. Wir integrieren dabei neue Pflegeansätze, die die herkömmliche Stationspflege durch eine gemeinschaftliche Alltagsgestaltung ersetzen. Damit alle Beteiligten von diesem Ansatz profitieren, legen wir großen Wert auf eine enge Abstimmung. So greifen Architektur und Pflegekonzept nahtlos ineinander und bilden ein modernes Modell, das sowohl den Bedürfnissen der Bewohner als auch des Personals gerecht wird.

Wohngruppen-Konzept, Gemeinschaftswohnen

Licht als täglicher Begleiter

Wir achten bei diesem Projekt besonders auf das Zusammenspiel von Tageslicht und Kunstlicht, damit jeder Raum seine eigene, wohltuende Atmosphäre erhält. Natürliches Licht strömt durch großzügige Fenster und unterstützt den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Zusätzlich setzen wir auf ein circadianes Beleuchtungskonzept, das sich an den biologischen Abläufen des Menschen orientiert und so Wohlbefinden und Gesundheit fördert.

Dabei bleiben alle Bereiche hell genug, um alltägliche Aufgaben sicher zu erledigen, ohne dabei die beruhigende Wirkung warmer Lichtfarben zu vernachlässigen. Kurze Wege und gezielt gesetzte Beleuchtung betonen wichtige Punkte und vereinfachen die Orientierung. So entsteht eine angenehme Mischung aus Funktionalität und Behaglichkeit, die Bewohner und Personal gleichermaßen wertschätzt.

Sanfte Farben, klare Formen, keine Störungen
Zurechtfinden: Kontraste und klare Linien
Konzentriert auf das Tun – ohne Spiegel

Eine anregende Lebensumgebung

Wodurch entsteht eine strukturgebende Wohnsituation, die ältere Menschen aktiv in den Alltag einbindet? Indem wir sanfte, helle Farben verwenden, glatte Flächen ohne störende Muster gestalten und nur wenige, grafisch klare Bilder einsetzen. Genau diese reduzierte Gestaltung unterstützt die bewusste Tagesstruktur, weil es weder überfordert noch ablenkt. Bewohner behalten leichter den Überblick und finden sich besser zurecht, was Sicherheit und Ruhe vermittelt.

In der Innenarchitektur setzen wir darauf, das Pflegekonzept der wohngemeinschaftlichen Tagesgestaltung bestmöglich zu fördern. Gemeinsame Mahlzeiten, biografisch verankerte Tätigkeiten und Gespräche können so in einer Umgebung stattfinden, die auf das Wesentliche fokussiert. Das Ergebnis ist ein höheres Maß an Lebensqualität, das den Zusammenhalt stärkt und den Alltag bereichert.

Details und Grundriss entdecken

Unsere nächsten Bilder veranschaulichen, wie sich die Ideen aus Projektentwicklung und Architektur in einem übersichtlichen Grundriss niederschlagen. Klar gegliederte Zonen und kurze Wege erleichtern die Orientierung und bieten Raum für Gemeinschaft. So entsteht eine Wohnumgebung, die sowohl Funktion als auch Behaglichkeit in den Vordergrund stellt.

Durch das sorgfältige Zusammenspiel von Farbe, Licht und offener Gestaltung berücksichtigen wir gleichermaßen das Wohlbefinden der Bewohner wie die Anforderungen des Pflegepersonals. Bereits in der Planung wird deutlich, wie wichtige Entscheidungen den Alltag positiv beeinflussen. Projektentwicklung und Architektur verschmelzen hier zu einer Lösung, die Funktion, Ästhetik und Lebensqualität gleichermaßen vereint.

Mein Zimmer ist blau: Heimat finden
Mit offener Station der Pflege
Ruhige Flächen und Farben, sanftes Licht
Farbregister zur Orientierung

Gemeinsam Sinn stiften und Horizonte erweitern

Ich blicke auf dieses Projekt mit tiefer Dankbarkeit zurück, denn wir konnten etwas wirklich Sinnvolles schaffen: Ein Wohnumfeld, das älteren Menschen Sicherheit und Würde gibt. Besonders berührt mich die Anerkennung durch den 1. Platz der Gradmann-Stiftung 2013 – eine Auszeichnung, die unseren Einsatz für eine heilende Architektur würdigt und uns darin bestärkt, neue Wege zu gehen.

Doch dieser Erfolg ist nur möglich, weil wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen: Bauherr, Bewohner, Pflegepersonal und unser Team. Die tiefe Wertschätzung, die wir füreinander aufbringen, zeigt sich im Ergebnis – ein Haus, das einladend wirkt und Menschen zusammenbringt. Dafür bin ich unendlich dankbar.

Nun blicke ich in die Zukunft und stelle mir die Frage: „Wie möchte ich persönlich später in gleicher Situation wohnen und leben?“ Wenn du beim Lesen ähnliche Gedanken hast und dein Gesundheitsprojekt anpacken möchtest, schreibe mir gerne eine Mail. Wir bei 4plus5 setzen uns leidenschaftlich für heilende Architektur ein.

Elisabeth Kury

Elisabeth
Kury

Bachelor of Arts,
Innenarchitektur

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