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Das volle Leben...
Haus Schillerhöhe Ulm
Wie baut man Räume für Menschen, die unter Demenz in den unterschiedlichsten Stadien leiden? Dieser Fragestellung durften wir uns erstmals im Jahre 2009 widmen und wir nahmen diese Herausforderung gerne und mit großer Motivation an. Lässt sich anhand dieser Thematik doch sehr genau festmachen, wie Räume auf Menschen im allgemeinen und im Fall der Demenz im speziellen wirken.
Demenz - eine Krankheit die beim Betroffenen große Defizite in den emotionalen und sozialen Fähigkeiten erzeugt und zu Beeinträchtigung sozialer und beruflicher Funktionen führt, bis hin zur totalen Orientierungs- und Hilflosigkeit. Hier stehen wir als Planer in ganz besonderer Verantwortung.
>Gradmann-Gestaltungspreis 2011<
Ein dreigeschossiger Seitenflügel des seit den 70er Jahre bestehenden, ehemaligen Klinikgebäudes in Ulm erhielt auf der untersten Etage eine klassische Tagespflege-Betreuung und darüber zwei geschossweise angeordnete Wohngruppen mit je neun Bewohnern. Jede Ebene wurde für sich selbstständig organisiert und erhielt einen eigenen Charakter.
Ein geschwungener, fließender Raumübergang im Zugang der Tagespflege im Erdgeschoss erlaubt eine optimale Nutzung und verschafft den Gästen gleich zu Beginn das bestmögliche, morgendliche Willkommen. Pflanzbeete holen die Natur ins Haus, das sorgfältig ausgearbeitete Farbkonzept unterstützt bei der Orientierung und verstärkt das Gefühl der Lebensfreude. Das Lichtkonzept erlaubt unterschiedlichste Szenen, zu wählen nach Lichtstärke, Lichtfarbe und Lichtrichtung. Ein neben dem zentralen Aufenhaltsbereich angeordneter Ruhebereich, ein separater Gruppenraum und das Pflegebad ermöglichen differenzierte und vielfältige Nutzungen. So entsteht ein Klima des sich jeden Tag auf Neue "wohl und geborgen fühlens".
Weitere Steigerung erfuhr das Entwurfskonzept auf den beiden Wohnebenen. Unser Konzept der Innenarchitektur unterstützt die dort lebenden Menschen dabei, möglichst lange in Selbstständigkeit und im gemeinsamen Miteinander zu leben. Damit dies gelingen konnte, galt es eine Vielzahl an gestalterischen Besonderheiten zu realisieren. Sorgfältig definierte Blickbezüge und Sichtachsen schaffen Transparenz, der zentrale Küchen- und Essbereich ist damit jederzeit zu finden. Leitende und lenkende Lichtbänder unterstützen den Orientierungsprozess zu jeder Tages- und Nachtzeit. Der im Bestand befindliche und nicht auflösbare Mittelgang erfährt eine starke Gliederung durch die aus der Achse herausgedrehten Zugänge für die einzelnen Appartments der Bewohner. Auch das schafft Orientierung und hilft den Menschen beim Auffinden des eigenen Refugiums. Zusätzliche Unterstützung erfahren die Menschen über ein qualifiziertes Farbkonzept und kleine Erinnerungsnischen an den Zugangstüren. Barrierefreie Bäder in den Appartments sowie eine komplett überarbeitete und zeitgemäße Haustechnik ergänzen das Konzept ausserdem.
Der Mensch, Bewohner und Betreuer gleichermassen, standen im absoluten Zentrum all dieser Überlegungen. Und das schönste Geschenk, was sich nach inzwischen fast 15 Jahren erfolgreicher Nutzung seit der Fertigstellung sagen lässt, lautet: es funktioniert!
Baujahr: 2009
Ort: Ulm